Floatglas
Floatglas ist die heute am häufigsten verwendete Glasart. Standardfloatglas, weist eine leichte Grünfärbung auf, die insbesondere an den Glaskanten deutlich wahrgenommen werden kann. Die Grünfärbung, auch Grünstich genannt, ergibt sich aus geringen Mengen von Eisenoxid, das in den Rohstoffen enthalten ist.
Extraweisses Floatglas
Betragen die Eisenoxidanteile eines Floatglases weniger als 200 ppm (parts per million) spricht man von Weissglas. Extraweisses Glas, das aus besonders eisenoxidarmen Rohstoffen hergestellt wird und praktisch keine Eigenfarbe aufweist, kommt meist aus ästhetischen und optischen Überlegungen zur Anwendung.
Floatglas farbig
Durch Zusatz von Metalloxiden lässt sich farbiges Floatglas herstellen, wobei die ganze Glasmasse durchgefärbt wird. Dies führt dazu, dass die Intensität der jeweiligen Farbe mit der Glasdicke gekoppelt ist. Theoretisch wäre eine Vielzahl von Farbtönen möglich, aus praktischen Gründen bleibt die erhältliche Palette jedoch auf wenige Töne beschränkt (grün, grau, bronze, blau). Unter Sonneneinstrahlung werden farbige Gläser wegen der hohen Strahlungsabsorption sehr stark erwärmt, wodurch sich das thermische Bruchrisiko erhöht. Farbige Floatgläser müssen daher in der Praxis oft vorgespannt werden.
Ornament- oder Gussglas
Ornamentgläser sind Gläser mit einer ein- oder beidseitig, mehr oder weniger ausgeprägt strukturierten Oberfläche. Bei der Herstellung durchläuft die Glasmasse zur Formgebung ein oder mehrere Walzenpaare, die die gewünschte Prägung erzeugen. Das Glas verliert dadurch zwar seine klare Durchsichtigkeit, eignet sich aber genau deshalb als Sichtschutz mit hoher Lichtdurchlässigkeit. Die thermische und statische Belastbarkeit von Ornamentgläsern ist im Allgemeinen geringer als die von Floatglas.
Einige Strukturgläser lassen sich vorspannen, zu VSG laminieren oder zu Isolierglas zusammenbauen. Die Verarbeitung ist abhängig von der Art und dem Verlauf der Struktur sowie von den fabrikationstechnischen Gegebenheiten.
Drahtornament-, Drahtglas und poliertes Drahtglas (Drahtspiegelglas)
Ornamentglas kann mit einer Drahtnetzeinlage versehen werden, die während des Herstellungsprozesses in das noch flüssige Glas eingelegt wird. Bei mechanischer Zerstörung hält das Drahtnetz die Bruchstücke zusammen, wodurch sich ein gewisser Schutz gegen herabfallende Splitter ergibt.
- Drahtornamentglas hat eine strukturierte Oberfläche
- Drahtglas hat zwei glatte Oberflächen
- Poliertes Drahtglas (früher Drahtspiegelglas) hat zwei polierte Oberflächen
Achtung: Drahtglas ist wesentlich bruchanfälliger als Floatglas und keineswegs ein Sicherheitsglas.
Renovationsglas
Unter dem Begriff Fensterglas wird heute ein Glas bezeichnet, das im Ziehverfahren hergestellt wurde. Fensterglas und Floatglas haben die gleiche chemische Zusammensetzung und weisen dieselben physikalischen Eigenschaften auf. Die Bedeutung von Fensterglas beschränkt sich heute praktisch auf den Renovationsmarkt für historisch wichtige Gebäude. Die Ziehstreifen, die der Glasoberfläche etwas Lebendiges verleihen, sind bei der Rekonstruktion oder Erneuerung von historischen Fensterpartien sehr gefragt.
Borosilikatglas
Enthält einen Zusatz von 7 – 15 % Boroxid. Der Wärmeausdehnungskoeffizient ist im Vergleich zu Float-, Fenster- und Ornamentglas sehr viel niedriger. Borosilikatglas hat daher eine wesentlich höhere Temperaturwechselbeständigkeit und ausserdem eine hohe Beständigkeit gegen Laugen und Säuren. Eingesetzt wird es, wenn hohe Temperaturbeständigkeit gefordert wird.
Glaskeramik
Glaskeramiken sind keine Gläser im eigentlichen Sinn, da sie einen teilweisen oder vollkommenen mikrokristallinen Aufbau haben. Trotzdem können sie absolut glasklar sein. Sie besitzen eine ausserordentlich hohe Temperaturwechselbeständigkeit. Bekannt sind sie vor allem als Keramikkochfelder.
Strahlenschutzglas
Besteht zu einem hohen Prozentsatz aus Bleioxid, das Röntgenstrahlen absorbiert. Es wird daher oft als Bleiglas bezeichnet. Strahlenschutzglas besitzt eine hohe Dichte (je nach Bleigehalt bis 5 g/cm3) und ist deshalb bis doppelt so schwer wie Floatglas. Charakteristisch für Strahlenschutzglas ist ausserdem eine leichte Gelbfärbung. Seine Wirksamkeit gegen Röntgenstrahlen wird mit dem so genannten Bleigleichwert angegeben. Das Einsatzgebiet liegt insbesondere in Krankenhäusern und in der Forschung und Entwicklung. Überall, wo klare Durchsicht erwünscht ist, aber optimaler Strahlenschutz gewährleistet werden muss.
Kristallspiegelglas
Bezeichnung für gegossenes und gewalztes, auf beiden Seiten planparallel geschliffenes Glas. Mit klarer Durchsicht und fehlerfreier Optik, farblos oder farbig (abgelöst durch Floatglas).
Kristallglas
Bezeichnung für meist bleihaltiges, geschliffenes Hohlglas (kein Flachglas).
Kieselglas (Quarzglas)
Kieselglas besteht aus reinem Siliziumoxid. Es wird oft auch als Quarzglas bezeichnet, was aber eine etwas irreführende Bezeichnung ist, da es nicht eine kristalline Struktur wie ein Quarz, sondern wie bei Gläsern üblich, eine amorphe Struktur aufweist. Kieselglas besitzt eine hohe Durchlässigkeit für ultraviolette Strahlung, einen geringen Wärmeausdehnungskoeffizienten und damit eine hohe Temperaturwechselbeständigkeit. Anwendung: Optik, Lampenproduktion, Halbleiterfertigung, Lichtleitkabel und Isolationsmaterial in elektronischen Bauteilen.
Glasbearbeitung
Kantenbearbeitung für Flachglas (Float, Ornament, etc.), ausschliesslich vorgespannte Gläser und Verbundsicherheitglas nach SIGAB-Richtlinie 006:2015
Die Schnittkante (KG) entsteht beim Anritzen und anschliessendem Brechen des Glases entlang des Schnittes. Die Ränder der Schnittkante sind scharfkantig. In der Schnittkante sind die Wallnerlinien (leichte Wellenlinien auf der Glaskante, die beim Brechen des Glases entstehen) quer zu den Rändern sichtbar.
Die Schnittkante ist in der Regel glatt gebrochen, jedoch können, speziell bei dickeren Scheiben und nicht geradlinigen Formscheiben, auch unregelmässige Bruchstellen auftreten, durch z. B. Ansatzstellen des Schneidwerkzeuges. Daneben können Bearbeitungsstellen (z.B. durch Brechen des Glases mit der Brechzange) entstehen.
Je nach Anforderung werden unterschiedliche Kantenbearbeitungen angewendet
Benennung |
Kurzzeichen |
Definition |
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Geschnitten |
KG |
Die Schnittkante entsteht durch Anritzen und anschliessendes Brechen des Glases. |
Gesäumt |
KGS |
Die gesäumte Kante entspricht der Schnittkante, deren Ränder mit einem Schleifwerkzeug mehr oder weniger gebrochen sind. |
Massgeschliffen |
KMG |
Die Glasscheibe wird durch Schleifen der Kantenoberfläche auf das erforderliche Mass gebracht. Die massgeschliffene Kante kann mit gebrochenen Rändern (entsprechend der gesäumten Kante) ausgeführt sein. Blanke Stellen und Ausmuschelungen sind zulässig. |
Geschliffen |
KGN |
Die Kantenoberfläche ist durch Schleifen ganzflächig bearbeitet. Die geschliffene Kante kann mit gebrochenen Rändern (entsprechend der gesäumten Kante) ausgeführt sein. Geschliffene Kantenoberflächen haben ein schleifmattes Aussehen. Blanke Stellen und Ausmuschelungen sind unzulässig. |
Poliert |
KPO |
Die polierte Kante ist eine durch Überpolieren verfeinerte, geschliffene Kante. |
Polierte und geschliffene Kanten gibt es in verschiedenen geometrischen Ausführungen: Gehrung, C-Schliff, Rundkante oder Stufenschliff.
Gesäumte Kante (KGS)
Die gesäumte Kante entspricht der Schnittkante, deren Ränder mehr oder weniger gebrochen sind.
Massgeschliffene Kante (KMG)
Die Glasscheibe wird durch Schleifen der Kantenoberfläche auf das erforderliche Mass gebracht. Blanke Stellen und Ausmuschelungen sind zulässig. Werden hierzulande kaum verwendet.
Geschliffene/rodierte Kante (KGN)
Die Kantenoberfläche ist durch Schleifen ganzflächig bearbeitet. Die geschliffene Kante hat ein schleifmattes Aussehen. Blanke Stellen und Ausmuschelungen sind unzulässig.
Polierte Kante (KPO)
Die polierte Kante ist eine durch Überpolieren verfeinerte geschliffene Kante. Polierspuren sind in gewissem Umfang zulässig.
Gehrungskante
Die Gehrungskante bildet mit der Glasoberfläche einen Winkel: α < 90 °. Sie läuft auf eine senkrecht zur Glasoberfläche stehende Restkante aus. Wenn nicht anders vereinbart, sollte diese Restkante 1/3 der ursprünglichen Glasdicke betragen. Die Kanten können geschliffen oder poliert sein. (SIGAB-Richtlinie 006:2015 Pkt. 3.1, 8.2.1, 8.4.1, 9.3)
Die Kriterien gelten auch für ESG, ESG-H, TVG, VSG aus nicht vorgespanntem Glas.
Eckausschnitte / Randausschnitte
Randausschnitte und Eckausschnitte müssen mit einem Radius (R) versehen werden, der grösser/gleich der Glasdicke ist. Minimalradien sind mit dem jeweiligen Hersteller abzuklären. Ausschnittgrössen sind so zu dimensionieren, dass Abstandstoleranzen ausgeglichen werden können.
Lochbohrungen
Lage der Bohrungen
- Der Bohrungsdurchmesser (D) sollte mindestens 4 mm grösser sein als der Durchmesser der Befestigung.
- Der Durchmesser (D) der Bohrung bzw. der Öffnung ist so zu dimensionieren, dass Abstandstoleranzen ausgeglichen werden können.
- Der Durchmesser der Bohrung (D) oder die Breite der Öffnung muss grösser/gleich der Glasdicke sein: D ≽ d.
- Der Durchmesser einer Öffnung darf 1/3 der jeweiligen Scheibenkante nicht überschreiten: D ≼ K/3
- Werden mehr als vier Bohrungen einander zugeordnet, vergrössern sich die Mindestabstände.
- Der Mindestabstand (A, B) der Bohrung oder Öffnung zur Kante darf nur dann unterschritten werden, wenn ein Entspannungsschnitt (Schlitz zwischen Bohrung und Glaskante) erfolgt und der Bohrungsdurchmesser ≽ dem 1,5-fachen der Glasdicke ist: D ≽ 1,5d.
- I.d.R.werden Gläser mit Lochbohrungen thermisch vorgespannt (ESG, TVG)
- Minimalmesse für die Lage und Bohrungen bei ESG und TVG sind mit den jeweiligen Herstellern abzuklären.